21.10.2015
„Die Auflösung ist kein Schuldeingeständnis“
Der ESV Olympia zieht seine Dritte nach dem Antisemitismus-Vorwurf zurück.
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Es war der Tropfen auf den heißen Stein: Die Antisemitismus-Vorwürfe gegen die 3. Mannschaft des ESV Olympia Köln haben den Verein dazu bewogen, die Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückzuziehen. Das „Projekt ESV III“ ist beendet, in den Augen von Trainer Robin Eich aber nicht gescheitert.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Meldung nicht nur durch die Kölner Amateurfußball-Szene. Beim D-Liga-Duell zwischen dem ESV Olympia Köln III und dem TuS Makkabi klagten entsetzte Gäste, nach Abpfiff antisemitisch beschimpft worden zu sein. Direkt im Anschluss kündigten beide beteiligten Klubs Aufklärungsarbeit und daraus resultierende Schritte an, doch selbst nach der Spruchkammer-Sitzung wurde es still um den Fall.
Olympia meldet seine dritte Mannschaft ab
Nun bestätigte der FVM, dass der ESV Olympia seine Drittvertretung aus dem Spielbetrieb abgemeldet hat. Als Grund für diese Entscheidung wurde Trainer Robin Eich nicht einzig der Antisemitismus-Vorwurf, sondern die Summe an negativen Vorfällen vor allem innerhalb der Mannschaft genannt. „Es war ein schwieriges Projekt, das ich als erste Trainerstation nach dem verletzungsbedingten Ende meiner aktiven Karriere übernommen habe“, erklärt Eich gegenüber RHEINFUSSBALL. „Die Mannschaft bestand aus Migranten unterschiedlichster Herkunft, die alle hochemotional waren und gebändigt werden mussten. Die meisten kannten sich schon lange, haben bereits seit Jahren gemeinsam Fußball gespielt, wenn auch nie um Punkte.“
Besonders in den ersten Wochen des gemeinsamen Trainings gab es ständig Ärger im Team. „Die Jungs konnten nicht mit und nicht ohne Fußball. Nach jedem Fehlpass, jeder nicht gelungenen Aktion, wurde sich angekeift. Mit der Zeit bekamen wir das aber immer mehr in den Griff“, bedauert Eich die Entscheidung des Vereins, das Team aufzulösen. Dennoch kann der 29-Jährige Verständnis für diesen Schritt aufbringen, denn die Öffentlichkeits-Wirksamkeit des Makkabi-Falls zwang den Klub zum Handeln. „Für den Verein gilt das Projekt als gescheitert, für mich nicht. Ich habe klare Fortschritte im Sportlichen wie im Miteinander gesehen. Gewollt oder ungewollt habe ich selbst in diesen Monaten vielleicht mehr lernen können, als andere Trainer in 30 Jahren“, schmunzelt Eich.
Sechs Spiele Sperre und eine Geldstrafe
Durch das Urteil der Spruchkammer wurde ein Spieler des ESV III schuldig gesprochen und für sechs Wochen (maximal sechs Spiele) gesperrt, außerdem bekam der Verein eine Geldstrafe. Die anderen drei Beschuldigten bekamen einen Freispruch. Robin Eich, der ein Angebot als Co-Trainer der Olympia-Zweitvertretung ausschlug, sieht auch dieses Urteil mit gemischten Gefühlen: „Ich selbst habe wie die meisten Anwesenden nichts von diesen Beschimpfungen gehört. Gesehen habe ich aber, dass nicht nur von unserer Seite, sondern auch von Makkabi-Spielern nach Abpfiff Aggressionen ausgingen. Sollten die Vorwürfe stimmen, geht das natürlich gar nicht. Ich bezweifle das aber weiterhin.“ Ab der Rückrunde will er eine neue Herausforderung als Trainer präsentieren, einige Spieler des ESV III haben bereits versprochen, ihm zu folgen.
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