Blau-Weißer Kunstrasen entsteht in Eigenregie

SC Blau-Weiß 06 Köln sehnt den Spatenstich zur neuen Anlage herbei.

29. Juli 2016, 10:53 Uhr

110 Jahre sind seit der Vereinsgründung vergangen, während der Jubiläumssaison 2016/2017 erfüllt sich nun der Traum eines Blau-Weißen Kunstrasenplatzes für die Kicker des SC Blau-Weiß 06 Köln. Letzte Woche erhielt Geschäftsführer Daniel Buss die Baugenehmigung, bereits am Sonntag soll der Spatenstich am Militärring erfolgen. 

Die Freude kannte bei Blau-Weiß Geschäftsführer Daniel Buss kaum Grenzen. „Das ist ein Meilenstein für die Entwicklung des Vereins“, sieht er den Bau der neuen Fußballanlage am Decksteiner Fort als immens wichtig für den SC an. Besonders stolz ist er darauf, dass es der Verein in Eigenregie geschafft hat, das Projekt zu stemmen. „Wir sind verhältnismäßig sehr gut vorangekommen und haben das Projekt schnell durchziehen können.“

Prioritätenliste der Stadt ist keine Alternative

Die Idee einer Kunstrasenanlage bestand am Militärring schon sehr lange. Allerdings führt die Prioritätenliste der Stadt Köln Lindenthaler Anlagen weit hinten auf, weil es dort – insbesondere durch die Plätze am Stadion – bereits viele Kunstrasenplätze gibt. Blau-Weiß hätte sich auf eine Wartezeit von etwa zehn Jahren einstellen müssen, ehe die anderen Stadtbezirke abgearbeitet sind und der Kunstrasenplatz von Seiten der Stadt finanziert würde. Das war für die Verantwortlichen keine Option. Auf einer Vorstandssitzung im Herbst 2014 kam erstmals die Idee auf, das Projekt eigenständig zu stemmen. „Über die Prioritätenliste war das Vorhaben nicht umsetzbar, da wären wir nicht für aufgestellt gewesen“, so Buss. „Aber auch ich habe die Idee, es selbst in die Hand zunehmen, erst kritisch gesehen.“ 


Zunächst belächelt, setzte sich die Idee in den Köpfen des Vorstandes fest und wurde nach und nach unumkehrbar: Ein „Kunstrasenteam“, bestehend aus Manuel Skorzenski und Marco Mattheis, wurde auserkoren, das Team besprach sich mit der Stadt, dem Sportamt, besuchte andere Vereine, beriet sich mit Architekten sowie Bauunternehmen, nahm an Kunstrasenseminaren teil und entschied auf Basis dessen, dass das Projekt machbar ist. „Später, als Marco Mattheis ausschied, hat unser erster Kassierer Christian Alter die Aufgaben übernommen. Das war mühsamste Kleinarbeit, die das Team sowie der gesamte Verein vollzogen hat“, ist sich Buss des hohen Aufwandes bewusst. 

Mitglieder finanzieren Platz selbst

Zu verdanken hat der Verein die schnelle Realisierung auch den eigenen Mitgliedern. Die sorgten mit zahlreichen Spenden, extra organisierten Turnieren, deren Einnahmen in das Projekt flossen, und vielen weiteren Aktionen für die Refinanzierung. Mit im Boot war zudem die Untere Landschaftsschutzbehörde, die das Vorhaben von Anfang an begleitete. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass der Umbau des fast 100 Jahre alten Platzes dem Grüngürtel einen Teil der Naturfläche zurückgibt, die seit Jahrzehnten aus Asche bestand. 87,5 Prozent bei einer Bausumme bis 600.000 Euro werden zudem von der Stadt übernommen, der Verein hingegen fungiert als Bauherr. Die restliche Geldsumme wird über einen Kredit aufgebracht. So dauerte es keine zwei Jahre, ehe nun alle Genehmigungen vorliegen und die Bauarbeiten beginnen können.


Seit einigen Jahren geht es für den Traditionsklub wieder steil bergauf: Eine Damen-, vier Herren- und 17 Jugendmannschaften tummeln sich am Decksteiner Fort, mit dem neuen Platz sollen für die vielen Aktiven die besten Bedingungen geschaffen werden – und vielleicht sogar weitere Kicker nach Lindenthal gelockt werden. „Wir haben trotz unserer bisher nicht besonders attraktiven Anlage wieder einen immensen Boom und enormen Zuwachs im Verein. Mit einer neuen Platzanlage wollen wir unseren Aktiven etwas zurückgeben. Das familiäre Umfeld bei uns im Verein lockt ohnehin viele Spieler an – wenn jetzt auch noch ein schöner Platz dazu kommt, hoffen wir natürlich, dass wir für Spieler und Spielerinnen als sehr gute Alternative zu den vielen anderen Clubs um uns herum wahrgenommen werden.“ 
 
So hofft der Lindenthaler Verein, sich selbst weiter voranzubringen und mit der neuen Anlage, die in rund drei Monaten fertiggestellt sein soll, passend zum 111-jährigen Vereinsjubiläum ein neues Kapitel anzufangen – jedoch nicht, ohne den altehrwürdigen Ascheplatz zu verabschieden. Am kommenden Sonntag lädt der Verein im kleinen Rahmen zur Verabschiedung ein. Dann kann ein letztes Mal 'op de Äsch' gekickt werden, ehe der Spatenstich zelebriert wird.

Autor: Judith Zacharias

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