06.05.2015
Bröltals Kampfansage an das Söldnertum
TuS Homburg-Bröltal will ein Zeichen setzen und geht freiwillig in die Kreisliga B.
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Im Profifußball geht es um gigantische Geldsummen. Nicht nur Sponsoren und Vereine, auch Spieler verdienen sich als Identifikationsfiguren und Persönlichkeiten mit riesiger internationaler Aufmerksamkeit eine goldene Nase. Weil der Amateurfußball seit jeher dem Profigeschäft nacheifert und die großen Vereine als Vorbilder dienen, hat sich in den jüngsten Jahrzehnten bis in die Kreisliga ebenfalls eine Bezahlmentalität eingestellt.
Extrem viele Vereine bis in die tiefsten Tiefen des Amateurfußballs zahlen inzwischen ihren Spielern Gehälter. Je nach Liga und Gönner kann man so bereits auf Kreisebene mit dem Fußball einen netten Nebenverdienst haben. Ob dies der richtige Weg für den Amateurfußball ist, ist dabei umstritten. Nicht nur die Vereine, die weiter ohne Gehälter arbeiten und somit sportlich im Nachteil sind, beschweren sich zunehmend über diese Bezahlmentalität. Auch die Klubs, die sich für für die Monetarisierung entschieden haben, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sehen viele Nachteile an dieser Entwicklung. Zudem zeigt die immens hohe Zahl von verschuldeten Fußballvereinen in Deutschland, dass bisher nicht der richtige Weg gefunden wurde und sich der eingekehrte Kapitalismus bedrohlich auf den Amateurbereich auwirkt.
TuS Homburg-Bröltal setzt ein Zeichen
Während alle Vereine murrend das Söldnertum hinnehmen, will der TuS Homburg-Bröltal nun ein Zeichen setzen. Die erste Mannschaft der Oberbergischen schaffte in der vergangenen Saison nach über zehn Jahren Bezirksliga-Zugehörigkeit den Sprung in die Landesliga. Anhaltendes Verletzungspech, der Verschleiß von drei Trainern in wenigen Monaten und ein früh groß gewordener Rückstand auf das rettende Ufer ließen die Verantwortlichen des THB schon vor Jahresende die Entscheidung treffen, das Team aus der Landesliga zurückzuziehen.
Die Probleme waren jedoch nicht die Gründe für den Rückzug, sondern Steine des Anstoßes für einen Schritt, der schon länger in den Köpfen des Vorstandes gereift war. „Wir wollen die Bezahlmentalität in unserem Verein nicht mehr haben, sondern zurück zu den Wurzeln des Amateurfußballs: Dem Spaß am Spiel“, erklärt Vorstandsmitglied Oliver Heil. „Wir haben schon seit langer Zeit gemerkt, dass die Freude am Fußball durch das Preisgefüge in unserem Verein verloren ging.“ Deshalb entschied sich der THB, nicht für die Bezirksliga und auch nicht für die A-Liga zu melden.
Abgang in die Kreisliga B - freiwillig
Aus freien Stücken geht der Verein bis in die Kreisliga B, um dort einen Neuanfang unter anderen Vorzeichen zu wagen. „Wir hätten problemlos für die Bezirksliga melden können. Der TuS ist vielleicht nicht reich, aber wirtschaftlich gesund und über 400 Mitglieder stark. Uns geht es aber nicht zwangsläufig um möglichst großen sportlichen Erfolg im Sinne von Aufstiegen und Titeln“, so Heil. In der B-Liga soll die sportliche Konsolidierung unter einem anderen Stern folgen. „Wir werden unsere Jugendarbeit forcieren, Eigengewächse an die erste Mannschaft heranführen und so eine Mannschaft formen, der Homburg-Bröltal am Herzen liegt. Das darf gerne als Kampfansage an die zwanghafte Professionalisierung des Amateurfußballs gesehen werden. Viele Vereine haben bereits über einen ähnlichen Schritt nachgedacht. Wir ziehen das nun durch.“
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