Großbaustelle Sturm

Vom Ballermann in die Oberpfalz: Fortuna beschließt die Saison in Regensburg

Stefan Kleefisch
22. Mai 2015, 13:11 Uhr

„Vernünftig ausklingen lassen“, möchte Uwe Koschinat die Saison. „Nicht überbewerten“, will der Trainer das letzte Saisonspiel der Fortuna in der Dritten Liga am Samstag (13.30 Uhr) im Jahnstadion von Regensburg. „Man sollte aus der Begegnung nicht mehr machen, als es ist. Eine Partie mit Testspiel-Charakter.“ Zwischen dem Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden und dem Abschluss beim Absteiger weilte ein Großteil der Mannschaft ein paar Tage auf Mallorca und gab am Ballermann Vollgas. Seit Mittwoch gilt die Konzentration aber wieder den letzten 90 Minuten einer langen, nervenaufreibenden Saison.

„Die Mannschaft hat in enormen Drucksituationen in den letzten drei Jahren immer vernünftig funktioniert. Und auch nach dem Tode von Klaus Ulonska hatten wir eine sehr schwierige Phase“, betont Koschinat. Insofern hatte der Coach auch keine Probleme damit, noch vor dem letzten Spiel die Zügel kurzzeitig einmal etwas schleifen zu lassen. Im Tor wird auf jeden Fall erneut Alexander Monath stehen. Die Nummer zwei der Kölner präsentierte sich gegen Wehen erstklassig. „Er ist gereift. Strahlt Ruhe aus. Ich hätte auch überhaupt keine Angst ihn in Drucksituationen ins Tor zu stellen. Das ist die sehr gute Arbeit unseres Torwarttrainers Toni Hafkemeyer“, versichert Koschinat, der in Regensburg auf den gesperrten Julius Biada verzichten muss. Auch Thomas Kraus (Adduktorenprobleme), Marko Stojanovic (Muskelfaserriss) und Kristoffer Andersen (Trainingsrückstand) sind keine Alternativen in der Oberpfalz.

Ohnehin gilt der Fokus seit dem Klassenerhalt nicht dem Tagesgeschäft, sondern komplett der Zusammenstellung des neuen Kaders. Während in den nächsten Tagen bei Andreas Glockner, Ozan Yilmaz und Dennis Engelman Vollzug vermeldet werden dürfte, ist die Zukunft von Cauly Oliveira Souza, Thiemo-Jerome Kialka und Marco Ban in der Südstadt noch ungewiss. Der Sturm gleicht bei der Fortuna nach den bereits feststehenden Abgängen von Ercan Aydogmus und Thomas Kraus einer Großbaustelle. In der Defensive hingegen ist alles unter Dach und Fach. „Unsere statistischen Werte sagen klar aus, wo unsere Qualität liegt und wo nicht“, unterstreicht Koschinat. Bedeutet im Klartext. Die Fortuna sondiert den Markt in der Offensive. Ban und Kialka müssen sich gedulden. Ein wenig anders geartet ist der Fall bei Oliveira Souza. „Da haben wir das Heft des Handelns nicht in der Hand“, erklärt Koschinat, der gerne mit ihm weiter arbeiten würde. Der Berater des jungen Mittelfeldspielers stellt seinen Schützling derzeit ins Schaufenster und prüft die Angebote. Hier ist die Fortuna in die Defensive gedrängt.

Auch mögliche Neuzugänge werden derzeit immer wieder bei der Fortuna ins Gespräch gebracht. Einer davon ist der ehemalige Spieler Silvio Pagano, dessen Vertrag beim Erzrivalen Viktoria nicht verlängert wurde. „Es hat mich überrascht, dass er überhaupt auf den Markt gekommen ist. Er hat dort meines Erachtens sehr gute Leistungen gebracht“, so Koschinat. Eine erneute Verpflichtung und der nächste Wechsel auf die andere Rheinseite sind aber sehr unwahrscheinlich. Die Fortuna ist auf den offensiven Außenbahnen mit Michael Kessel, Julius Biada, Andreas Glockner, Kristoffer Andersen und Johannes Rahn sehr gut besetzt. Und auch Lars Bender macht endlich von sich reden. Nicht nur als Innenverteidiger, sondern auch auf seiner angestammten Position. „Lars hat gegen Wehen gezeigt, dass er ein starker Mann ist und dass er zudem sehr gut verteidigt.“

Denkbar ist hingegen, dass vom Bayer-Kreuz aus in Zukunft weitere Spieler den Weg ins Südstadion finden werden. „Wir haben zu Leverkusen einen sehr angenehmen Kontakt. Davon wollen wir weiter profitieren, indem wir von dort ehemalige A-Jugendliche ausleihen. Für junge Spieler ist die Luft bei einem Champions-League-Teilnehmer natürlich dünn. Wie im Fall Engelman kann es also für beide Seiten eine Win-Win-Situation sein“, sagt Koschinat.

Autor: Stefan Kleefisch

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