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Hausmeister Joti: Rückkehr einer Fußball-Legende

Er war die Ikone einer ganzen Fußballer-Generation: Joti Stamatopoulos, bekannt als „Hausmeister Joti", erklärte Anfang der 2000er Jahre im Deutschen Sport Fernsehen (DSF) die neuesten Tricks und Kniffe. Für Millionen Jugendliche wurde die Sendung „Fujuma" zum Pflichtprogramm. Namen wie Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Philipp Lahm waren zu Gast, als sie noch Nachwuchsspieler waren. Nach Trainerstationen in Griechenland und Estland kehrt der 40-jährige Kölner für einen Besuch in die Heimat zurück. Auf dem Dach des Deutschen Sport- und Olympiamuseums – genau dort, wo einst die Kameras liefen – trifft RHEINFUSSBALL den Mann, der den trickreichen Fußball in Deutschland wieder salonfähig machte.

Die Magie des Bolzplatzes

„Around the world" – ein Trick, den wohl jeder Fußballfan aus den frühen 2000ern kennt. Mit einem schnellen Kreisen des Fußes um den Ball, einmal herum und zurück. Simpel in der Theorie, schwieriger in der Praxis. „Mit Zé Roberto stand ich hier oben und wir haben genau diesen Trick gemacht", erinnert sich Stamatopoulos mit einem Lächeln. Der brasilianische Weltklassespieler fragte ihn damals: „Du auch Bundesliga!?" Die Antwort musste der junge Kölner verneinen.

Dennoch hat Stamatopoulos seine ganz eigene Erfolgsgeschichte geschrieben. Aufgewachsen in Köln-Riehl, kickte er als Kind stundenlang auf dem Asphaltplatz an der Rotterdamer Straße – ein Käfig mit Bande, gegenüber vom Zoo. „Da haben wir acht bis zehn Stunden am Tag gespielt, schon im Kindergartenalter. Dort habe ich mehr trainiert als im Verein", sagt er heute. Bei seinem Heimatklub DJK Löwe gab es nur einmal wöchentlich Training. Was auf dem Bolzplatz entstand, war aber unbezahlbar: Schnelligkeit im Kopf, technische Finesse, Kreativität.

Fast Profi bei Fortuna Köln

Der Weg schien vorgezeichnet: Anfang der 90er Jahre stand Stamatopoulos bei Fortuna Köln kurz vor dem Sprung zu den Profis. Doch Vereinsboss „Schäng" Löring erteilte dem Talent eine Absage. „Der Schritt zur Lizenzspielermannschaft sei zu groß", beschied ihm der Mäzen, als Stamatopoulos mutig in dessen Büro auftauchte und seine Chancen einforderte.

Es folgten Stationen im Kölner Amateurfußball, parallele Jugendtrainerarbeit – und mit 28 Jahren eine hartnäckige Knieverletzung, die zum Karriereende zwang. „Fußball ist für mich wie eine positive Droge, von der du nicht mehr loskommst", beschreibt Stamatopoulos seine Leidenschaft. Der Beruf als Spieler war vorbei, doch die Trainerkarriere nahm gerade erst Fahrt auf.

Fujuma: Der Durchbruch vor der Kamera

Zwischen 2000 und 2004 wurde Stamatopoulos zum bundesweit bekannten Gesicht: Als „Hausmeister Joti" stand er für die Sendung „Fujuma" (Fußball-Jugend-Magazin) im DSF vor der Kamera. Die Idee von Erfinder Stefan Holtschke war simpel, aber genial: Kinder wieder auf die Bolzplätze bringen, ihnen Tricks zeigen, Nachwuchstalente vorstellen.

„Ich konnte damals nicht ahnen, wie groß die Sendung werden würde und dass wir das vier Jahre lang machen", sagt er rückblickend. Der Erfolg war überwältigend. Bundesligastars wollten dabei sein, junge Talente riefen an: „Was ist mit mir, wann komme ich zu Fujuma?" Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Philipp Lahm, Mario Gomez – sie alle waren Gäste, lange bevor sie zu Weltklassespielern wurden.

Die Sendung brachte Stamatopoulos zu exklusiven Events: Nike-Veranstaltungen, EA Sports Gaming-Sessions mit Profis. „Einmal habe ich mit Roberto Carlos im Santiago Bernabéu FIFA gespielt. Überall, wo wir hinkamen, war ein Riesenhype", erinnert er sich. Selbst heute, fast ein Jahrzehnt später, wird er auf der Straße erkannt: „Ist das der Hausmeister?"

Hat Fujuma den deutschen Fußball verändert?

Zur Jahrtausendwende erlebte der deutsche Fußball einen Paradigmenwechsel. Die Trainer- und Spielerausbildung wurde modernisiert, Technik und Kreativität bekamen höheren Stellenwert. Stützpunkte und Leistungszentren schossen aus dem Boden. Hat Fujuma dazu beigetragen?

„Ich würde nicht sagen, dass wir den Fußball verändert haben", gibt sich Stamatopoulos bescheiden. „Aber die Sendung war vielleicht tatsächlich ein Vorreiter. Die Kinder gingen wieder auf die Bolzplätze, diese Mentalität kehrte zurück. Auch in den aufkommenden Soccerhallen wurde wieder Drei gegen Drei und Fünf gegen Fünf gespielt."

Die Reaktionen waren gewaltig: E-Mails, Videos, Briefe – Kinder probierten die Tricks zu Hause nach. Es entstanden sogar Wettbewerbe, bei denen es Preise für die besten Kunststücke gab. „Vor zehn Jahren war Mehmet Scholl noch die Ausnahme", sagt Stamatopoulos über die damalige Situation. Bei jedem Trainerlehrgang wurde Scholl als Musterbeispiel für das Eins-gegen-Eins herangezogen – als wäre er der einzige gewesen, der das konnte.

„Heute ist es wieder selbstverständlich, dass ein Reus oder Götze ins Dribbling gehen. Wir haben Spieler, die schnell, dribbelstark und torgefährlich sind. Das spricht für die tolle Entwicklung des deutschen Fußballs."

Von Köln nach Griechenland und Estland

Parallel zur Fujuma-Zeit arbeitete Stamatopoulos als Jugendtrainer – zunächst beim neugegründeten DFB-Stützpunkt, dann beim SC West und den Sportfreunden Troisdorf. 2006 folgte der große Sprung: Durch Kontakte seines Ziehvaters Erich Rutemöller wurde er Co-Trainer von Ewald Lienen bei Panionios Athen. Es folgten Engagements als Cheftrainer bei Panionios, in Griechenlands dritter Liga sowie in Estland.

„Von Ewald, von Erich Rutemöller oder Peter Neururer habe ich viel mitgenommen. Vielleicht war das Zwischenmenschliche sogar wichtiger als das Fachliche. Um eine Mannschaft zu führen, ist gegenseitiger Respekt das Allerwichtigste", reflektiert er seine Lehrjahre.

Amateure vs. Profis: Was ist der Unterschied?

„Manch ein Spieler im Amateurfußball hat zehn Stunden Fliesen gelegt, bevor er zum Training kommt. Den musst du noch mehr motivieren als einen Profi, der weiß, dass er mit dem Fußball seine Familie ernähren muss", erklärt Stamatopoulos den Unterschied. Gleichzeitig sei man im Profifußball viel stärker vom Erfolg abhängig – drei Niederlagen am Stück seien selten verzeihbar.

„Ansonsten gibt es nicht viele Unterschiede: Alle wollen spielen, alle wollen gewinnen."

Zurück in Köln – und wie geht es weiter?

Im Sommer 2013 ist Stamatopoulos vereinslos, nachdem er seinen Vertrag bei einem griechischen Drittligisten aufgelöst hat. Die wirtschaftliche Lage vieler Klubs in Griechenland ist angespannt, langfristige Perspektiven rar. Nun genießt er die Zeit in der Heimat – mit seiner Frau und dem drei Monate alten Sohn.

„Am Rhein joggen, mit meiner Familie durch die Flora und den Zoo spazieren, in der Altstadt einen Cocktail trinken oder mit Freunden bei einem leckeren Kölsch ein Fußballspiel schauen – die Kleinigkeiten machen es aus", sagt er mit einem zufriedenen Lächeln.

Aufhören? Keine Option. „Ich lasse alles auf mich zukommen, wie ich es immer gemacht habe. Es gab schon wieder Anfragen aus Griechenland, aber ich würde am liebsten in Deutschland arbeiten. Ich weiß, dass das schwer ist. Bislang hatte ich immer das Quäntchen Glück – und hoffe, das bleibt so."

Fujuma beendete Stamatopoulos stets mit der Phrase des rosaroten Panthers: „Heute ist nicht alle Tage – ich komm' wieder, keine Frage." Passt das auch für seine Trainertätigkeit? Er lacht: „Nein, so nicht. Aber ich hoffe, dass ich bald wieder einen Klub trainieren darf. Am liebsten in Deutschland – wo auch immer es auf mich wartet."

Fazit

Joti Stamatopoulos ist ein Beispiel dafür, wie vielfältig Fußballkarrieren verlaufen können. Vom Kölner Bolzplatz über Fast-Profi bei Fortuna Köln zum TV-Star, vom Jugendtrainer zum internationalen Coach. Seine Liebe zum Spiel, seine Bescheidenheit und sein Respekt vor Menschen machen ihn zu einer besonderen Persönlichkeit. Ob er jemals auf einer deutschen Trainerbank steht? Die Fußballwelt ist unberechenbar – aber eines ist sicher: Hausmeister Joti wird zurückkommen.